Der erste Mai - Brauchtum und Feiertag

Vom Maibaum bis zum Tag der Arbeit

Ein Fest für einen Baum

Das Maibaumaufstellen ist in ganz Österreich fester Bestandteil des Brauchtums. Maibaumfeste sind aber nicht nur bei uns, sondern in ganz Mittel- und Nordeuropa verbreitet. Meist wird ein hoher, geschälter und geschmückter Baumstamm am Dorfplatz aufgestellt. Der Baumschmuck kann je nach Region sehr unterschiedlich ausfallen. So hängen in vielen Regionen Kränze und Bänder am Baum, anderswo aber auch Figuren, Wappen, Schilder und mancherorts sogar Würste. In Bayern wird der Maibaum auch gerne in den Landesfarben Blau-Weiß gestrichen. Im Salzkammergut wird meist eine Tanne oder Fichte mit Kränzen aus Nadelbaumzweigen behangen. Dazu findet ein Dorf- oder Stadtfest statt. Es gibt traditionell Musik von Trachtenkapellen, dazu Tanz, Bier und Kulinarisches aus der Region. Alles was so ein Dorffest halt ausmacht. Das Aufstellen kann schon einige Stunden dauern, je nachdem wie viele Leute am Aufstellen beteiligt sind. Ein wichtiger Bestandteil des Maibaumfestes ist das Maibaumkraxeln. Dabei geht es darum möglichst hoch und schnell auf den Maibaum zu kommen. Gar nicht so einfach, denn die Bäume sind oft rutschig und der nackte Stamm dazu poliert. In St. Georgen im Attergau gibt es gleich zwei Maibaumfeste. Nach einigen Jahren Pause auch wieder im Ortszentrum und wie jedes Jahr beim Gasthof Grüner Baum. Der Ursprung dieses Brauches geht auf die Symbolik von Fruchtbarkeit und Gesundheit zurück. In Österreich wird das Maibaumfest erstmals 1466 erwähnt. Im 17. Jahrhundert wurden Maibaumfeste als willkommene Gelegenheit zur Brautschau genutzt. So ersteigerten die Junggesellen des Dorfes die unverheirateten Frauen. Das höchste Gebot des Tages kürte den Maikönig, der dann einen schön geschmückten Maibaum vor das Fenster seiner Maikönigen aufstellte. So wurden viele Ehen eingeleitet.

Wenn der Maibaum gestohlen wird

Zum Brauchtum gehört, übrigens schon von Anfang an, auch das Maibaumstehlen. Heute sind es oft benachbarte Orte oder konkurrierende Vereine, die den Maibaum stehlen und erst gegen Bier und Essen wieder auslösen. Dazu gibt es im Attergau traditionelle Regeln:

  1. Der Maibaum muss ohne technische Hilfe, also nur mit Muskelkraft gestohlen werden.
  2. Der Maibaum darf nur an drei Tagen vor dem Aufstellen gestohlen werden.
  3. Der Maibaum muss spätestens drei Stunden vor dem Aufstellen wieder geliefert werden.

Wer die Brauchtumsregeln nicht kennt oder missachtet, kann sogar Probleme mit der Polizei bekommen, so zum Beispiel, wenn eine Motorsäge im Spiel ist. Aufgrund der großen Diebesleidenschaft, werden meist Wachen abgestellt, die den Maibaum vor Diebstahl schützen sollen. Das gelingt aber nicht immer.

Tag der Arbeit

Der erste Mai ist in mehrfacher Hinsicht ein Feiertag, denn an diesem Tag wird auch der Tag der Arbeit gefeiert. Der Tag der Arbeit geht zurück auf die internationale Gewerkschaftsbewegung, die mit Streiks im 19. Jahrhundert den Achtstundentag forderte. In Österreich fand die erste diesbezügliche Kundgebung 1890 statt. Damals waren über 100.000 Teilnehmer am Wiener Prater auf der Straße. Die sozialistischen Maifeiern wurden ab 1933 verboten. Unter den Nationalsozialisten wurde an diesem Datum der „Tag der deutschen Arbeit“ propagandistisch genutzt. Nach dem Krieg war der erste Mai formell Österreichischer Staatsfeiertag und damit der erste nicht religiöse Feiertag nach dem zweiten Weltkrieg. Nicht zu Verwechseln mit dem Nationalfeiertag der seit 1955 immer am 26. Oktober gefeiert wird. Noch heute finden sich viele Arbeiter und Soziale Verbände am ersten Mai ein, um gemeinsam ein Zeichen für soziale Politik zu setzen.

verfasst von Christian Messmer